Strohballenhaus: Kosten, Bauweise sowie Vor- und Nachteile

Strohballenhaus

Strohballenhäuser bieten eine umweltfreundliche und nachhaltige Alternative zu herkömmlichen Bauweisen. Sie nutzen Stroh als primären Baustoff, der CO2-neutral ist und hervorragende Dämmeigenschaften besitzt. Dieser Artikel gibt einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Techniken, die Vor- und Nachteile sowie die Kosten, die beim Bau eines Hauses aus Strohballen anfallen.

Bauweisen von Strohballenhäusern

Lasttragender Strohballenbau

Beim lasttragenden Strohballenbau werden die Strohballen wie Steine zu einer Mauer aufeinandergesetzt. Die Ballen sind hierbei lasttragend, was bedeutet, dass sie das Gewicht des Gebäudes tragen. Aufgrund der geringeren Massivität des Strohs im Vergleich zu Stein sind mit dieser Technik nur eingeschossige Gebäude möglich. Diese Bauweise erfordert eine Sondergenehmigung durch das regionale Bauamt, da sie von den üblichen Bauvorschriften abweicht.

Strohbauweise in Kombination mit Holzständerbauweise

Haus aus Stroh

Diese Methode ist häufiger anzutreffen. Hier bietet eine Holzkonstruktion das Grundgerüst für das Strohballenhaus. Der Holzrahmen wird zuerst errichtet, wobei die Strohballen anschließend eingebracht werden. Stroh fungiert hierbei nicht als tragendes Element, sondern als natürlicher Dämmstoff. Diese Bauweise ist flexibler und kann mehrgeschossige Gebäude ermöglichen.

Schutz vor Feuchtigkeit

Feuchtigkeit ist ein kritischer Faktor beim Bau von Strohballenhäusern. Bei beiden Methoden wird das Strohballenhaus von innen mit Lehm verputzt. Lehmputz hat die Eigenschaft, Feuchtigkeit zu binden und bei trockener Luft wieder abzugeben. Dies schützt das Stroh vor Schimmelbildung und sorgt gleichzeitig für ein gesundes Raumklima. Um die Außenwand vor Wind und Wetter zu schützen, kommt meist eine Vorhangfassade auf der Wetterseite zum Einsatz.

Kosten für ein Strohballenhaus

Strohhaus

Die Kosten für einen Strohballenbau liegen etwa 5 Prozent über denen für ein vergleichbares Haus in einer anderen Bauweise. Zwar ist das Stroh selbst im Vergleich zu anderen Baustoffen sehr günstig, jedoch schlagen die hohen Preise für Lehm und der größere Bauaufwand zu Buche. Insbesondere bei lasttragenden Strohballenhäusern erhöhen sich die Kosten für Bau und Planung.

Kosten im Detail

  • Strohballen: Die Kosten für Strohballen sind relativ niedrig und liegen bei etwa 2-4 Euro pro Ballen. Für ein durchschnittliches Einfamilienhaus werden etwa 300 bis 400 Ballen benötigt, was Gesamtkosten von etwa 600 bis 1600 Euro bedeutet.
  • Lehmputz: Lehmputz kostet etwa 10-15 Euro pro Quadratmeter. Für ein Haus mit einer Wandfläche von 200 Quadratmetern betragen die Kosten somit etwa 2000 bis 3000 Euro.
  • Holzständerwerk: Die Kosten für das Holzständerwerk liegen je nach Qualität des Holzes und Größe des Hauses bei etwa 10.000 bis 20.000 Euro.
  • Vorhangfassade: Eine Vorhangfassade kostet etwa 30-50 Euro pro Quadratmeter, was bei 200 Quadratmetern Wandfläche Kosten von 6000 bis 10.000 Euro ergibt.

Insgesamt betragen die Baukosten für ein durchschnittliches Strohballenhaus etwa 100.000 bis 150.000 Euro, abhängig von der Größe und Ausstattung.

Vorteile von Strohballenhäusern

Strohhaus Wandaufbau

Nachhaltigkeit und Regionalität

  • CO2-Neutralität: Stroh ist ein nachwachsender Rohstoff, der während seiner Wachstumsphase genauso viel CO2 bindet, wie er abgibt.
  • Geringer Primärenergiebedarf: Stroh besitzt von Natur aus gute Dämmeigenschaften, sodass keine konventionellen Dämmmaterialien erforderlich sind.
  • Regionale Verfügbarkeit: Wiesen und Felder sind in Deutschland weit verbreitet, was kurze Transportwege und einen geringen Energieverbrauch bedeutet.

Umweltfreundlichkeit

  • Keine konventionellen Dämmstoffe: Strohballenhäuser kommen ohne Styropor oder Mineralwolle aus.
  • Effizienzstandards: Höchste Effizienzstandards können erreicht werden, auch Passivhäuser sind möglich.

Raumklima

  • Lehmputz: Reguliert die Feuchtigkeit der Raumluft und sorgt für ein gesundes Raumklima.

Wirtschaftlichkeit

  • Geringe Betriebskosten: Dank der hervorragenden Dämmeigenschaften von Stroh fallen die Heizkosten deutlich niedriger aus als bei konventionellen Bauweisen.
  • Langlebigkeit: Strohballenhäuser können bei guter Pflege und Wartung eine Lebensdauer von über 100 Jahren erreichen.

Nachteile von Strohballenhäusern

Notwendigkeit konventioneller Baumaterialien

  • Fundament: Wird in der Regel aus Beton gegossen, was die Umweltbilanz etwas verschlechtert.
  • Dach: Klassische Dachziegel sind oft die beste Wahl, obwohl ökologische Alternativen wie Schilf möglich sind.

Regionalität des Holzes

  • Gütesiegel: Achten Sie auf regionale Ware, beispielsweise mit dem PEFC oder FSC Siegel, um die Ökobilanz zu verbessern.

Brandschutz

  • Brandschutzklasse F90: Ein lehmverputzter Strohballenbau kann 90 Minuten einem Feuer widerstehen.
  • Geringe Giftstoffentwicklung: Im Brandfall entstehen wenige giftige Dämpfe.

Vorurteile

  • Mäuse und Insekten: Das vollständig verputzte Stroh und die dichte Packung der Ballen verhindern das Eindringen von Kleintieren.

Wetteranfälligkeit

  • Schutz vor Feuchtigkeit: Strohballenhäuser müssen gut gegen Feuchtigkeit geschützt werden, um Schimmelbildung zu vermeiden. Eine sorgfältige Planung und Ausführung der Außenverkleidung ist daher unerlässlich.

Anbieter und Selbstbau

Anbieter

Eine Übersicht mit Anbietern für Strohhäuser finden Sie über den Fachverband Strohballenbau Deutschland e.V. Diese Anbieter bieten verschiedene Dienstleistungen an, von der Lieferung der Strohballen bis hin zur schlüsselfertigen Errichtung des Hauses.

Selbstbau

Es ist möglich, ein Strohballenhaus selbst zu bauen. Verschiedene Organisationen bieten regelmäßig Workshops an, in denen die Techniken vermittelt werden. Der Selbstbau kann die Kosten senken und bietet gleichzeitig die Möglichkeit, das eigene Heim nach individuellen Wünschen zu gestalten.

Fazit

Ein Strohballenhaus bietet eine umweltfreundliche und nachhaltige Alternative zu herkömmlichen Bauweisen. Trotz der höheren Anfangskosten und der Notwendigkeit konventioneller Baumaterialien in bestimmten Bereichen überwiegen die Vorteile in Bezug auf Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Raumklima. Wer sich für den Bau eines Strohballenhauses entscheidet, investiert in ein ökologisches und gesundes Wohnkonzept, das gleichzeitig einen geringen CO2-Fußabdruck hinterlässt. Durch sorgfältige Planung und Umsetzung können höchste Effizienzstandards erreicht und ein einzigartiges Wohngefühl geschaffen werden.

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