Das Palettenhaus: Upcycling als Baukonzept

In diesem Moment befinden sich mehrere Hundertmillionen Paletten im Kreislauf des Transportwesens – in Lagerhallen, Schiffscontainern und LKWs. Allein in Deutschland haben im letzten Jahr über 400 Hersteller 110 Millionen Transportpaletten produziert. Nach mehrmaliger Nutzung landen diese üblicherweise in einer Verbrennungsanlage. Zu schade, dachten sich die beiden Architekten Gregor Pils und Andreas Claus Schnetzer und entwickelten das Palettenhaus.

Konzept und Konstruktion des Palettenhauses

Grundlagen und Material

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Das Palettenhaus basiert auf der Verwendung von rund 800 gebrauchten Transportpaletten, die zu Wand- und Deckenmodulen zusammengefügt werden, aus denen sich ein ganzes Haus bauen lässt. Durch den mehrschichtigen Aufbau entstehen Zwischenräume, die die Architekten für Dämmung, Rohrleitungen und Kabel nutzen.

Nachhaltigkeit und Ressourcen

Ein mobiles Holzhaus wie das Palettenhaus bietet neben den allgemeinen Vorteilen des Bauens mit Holz auch einen besonderen Recycling-Charakter. Die Verwendung von ausrangierten Holzpaletten schont Ressourcen, indem das Ökohaus auf nicht länger benötigtes Material zurückgreift. Hinzu kommt, dass Paletten ein günstiges Material sind, was den Bau von Palettenhäusern auch in ärmeren Regionen ermöglicht.

Innovationskraft in der Architektur

Ökologischer Fußabdruck der Baubranche

Der Bausektor macht etwa 20 Prozent des weltweiten Ressourcenverbrauchs aus. Angesichts der knapper werdenden Ressourcen und des fortschreitenden Klimawandels sind innovative und ressourcenschonende Bauformen dringend erforderlich. Das Palettenhaus ist ein Beispiel für eine solche Bauform, die auf dem Konzept des Upcyclings basiert.

Upcycling vs. Recycling

Beim Upcycling wird das ursprüngliche Material nicht nur wiederverwendet, sondern in seiner Wertigkeit gesteigert. Ein typisches Beispiel für Recycling ist die Herstellung von Recyclingpapier aus Altpapier. Beim Upcycling, wie beim Palettenhaus, wird die ursprüngliche Funktion der Transportpalette durch eine höherwertige Nutzung als Baumaterial ersetzt. Dieses Prinzip wird auch bei Containerhäusern angewendet, die aus ausrangierten Schiffscontainern gebaut werden.

Vom Forschungsprojekt zur Serienproduktion

Ursprung und Entwicklung

Die Idee zum Palettenhaus entstand während des Studiums der Architekten Gregor Pils und Andreas Claus Schnetzer an der TU Wien unter der Betreuung von Prof. Karin Stieldorf. Der erste Prototyp wurde 2007 beim europaweiten Architekturwettbewerb vorgestellt und setzte sich gegen über 100 Teilnehmer durch.

Erste Projekte und Serienreife

Seit den ersten Konzepten gibt es mittlerweile verschiedene Palettenhäuser in Nutzung. Die Architekten haben das Projekt zur Serienreife entwickelt, und das Recyclinghaus erreicht den Energiestandard eines Passivhauses. Es handelt sich um ein transportables Haus, das sich aufgrund seiner modularen Bauweise flexibel an verschiedene Gegebenheiten anpassen lässt.

Internationale Einsatzmöglichkeiten

Projekte in Österreich und Südafrika

Erste Palettenhäuser befinden sich im österreichischen Aspern und in Südafrika. Das Bauprojekt in Afrika diente sowohl als Pilot- als auch als Entwicklungshilfeprojekt. Die lokale Bevölkerung des Bauortes, einem Township südlich von Johannesburg, wurde in den Bau miteinbezogen. Für Afrika entwarfen die Architekten eine holzsparende Variante des Palettenhauses in Tonnenform mit einem Blechdach, Stroh zur Dämmung und Lehm für die Ausfachung.

Bauphysikalische und statische Standards

Während verschiedener Pilotprojekte konnte das Palettenhaus bauphysikalische und statische Standards nachweisen, die es für die dauerhafte Nutzung als Unterkunft geeignet machen. Es ist energieeffizient, nachhaltig und sommertauglich.

Zukunftsaussichten

Das Palettenhaus bietet eine zeitgemäße, nachhaltige und flexible Wohnlösung, die durch den Einsatz von Upcycling-Materialien Ressourcen schont und den ökologischen Fußabdruck verringert. Ob wir die Upcycling-Häuser bald häufiger in unseren Städten sehen werden, bleibt abzuwarten. Die bisherigen Erfolge und die innovative Bauweise lassen jedoch hoffen, dass sich das Konzept weiter verbreitet und zur Lösung von Wohnraumproblemen beitragen kann.

Fazit

Das Palettenhaus zeigt, wie kreatives und nachhaltiges Bauen mit wiederverwerteten Materialien zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum beitragen kann. Mit seiner modularen Bauweise, dem geringen Materialaufwand und der hohen Flexibilität bietet es eine vielversprechende Alternative zu herkömmlichen Bauweisen. Die Nutzung von gebrauchten Transportpaletten schont nicht nur Ressourcen, sondern macht das Palettenhaus auch zu einer kostengünstigen und umweltfreundlichen Wohnlösung, die insbesondere in ärmeren Regionen und in Städten mit hoher Wohnraumknappheit von großem Nutzen sein kann.

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