Jurte: Alternatives Wohnen, Arten und Preise

Jurte mit Treppe

Jurten sind befestigte Rundzelte, die ihren Ursprung in den asiatischen Steppenlandschaften haben. Sie dienen Nomaden als Wohnstätte und entsprechen in ihrer ursprünglichen Funktion mehr einem Zelt als einer festen Bleibe. Die klimatischen und baurechtlichen Bedingungen in Deutschland erfordern jedoch Modifikationen. Im deutschen Baurecht werden baugenehmigungsfreie fliegende Bauten über Aufstellungszeit und Größe definiert. Da eine Jurte als dauerhafter Wohnsitz diesen Zeitraum übertrifft, sind weitere rechtliche Regelungen zu beachten.

Planung und Standortwahl

Wer sich entscheidet, in einem zeltähnlichen Gebäude zu wohnen und eine Jurte kaufen möchte, sollte bei der Planung dem Aufstellplatz erste Priorität einräumen. Es gilt, sowohl das öffentliche Interesse als auch mögliche Einwände von Nachbarn zu berücksichtigen. Ein Jurtenbau kann besondere Reaktionen hervorrufen, da diese Wohnform in mitteleuropäischen Breiten ungewöhnlich ist.

Ausführung und Eigenschaften

Jurte im Wald

Ein Jurtenbau wirft eine Reihe von Fragen auf, die bei der Planung unausweichlich sind. Die „romantische“ Idee muss an die realen Durchführungsdetails angepasst werden:

  • Grundfläche und Höhe: Diese sollten den baurechtlichen Vorgaben entsprechen.
  • Baumaterial: Jurten können aus Zeltstoff oder Holz gefertigt werden.
  • Bodenverankerung: Eine sichere Befestigung ist essenziell.
  • Beheizungsmöglichkeit und Versorgungsanschlüsse: Eine geeignete Heizung und Anschlüsse für Wasser und Strom sind notwendig.
  • Sanitäranlagen: Lösungen für Abwasser und Frischwasser müssen integriert werden.
  • Dämmung und Winterfestigkeit: Besonders im deutschen Klima sind diese Faktoren entscheidend.
  • Nutzung: Ob als Haupt- oder Nebenwohnsitz, die Nutzung beeinflusst die baurechtlichen Anforderungen.
  • Einbruchsschutz und Sicherheit: Notwendige Maßnahmen sollten berücksichtigt werden.
  • Material, Form und Belüftung im Dach: Diese Aspekte beeinflussen die Witterungsbeständigkeit und das Wohnklima.

Vor- und Nachteile

Das Leben in einer Jurte bedingt eine passende Lebenseinstellung, deren Prioritäten in der persönlichen Balancierung der Vor- und Nachteile entscheidungsrelevant gesetzt werden.

Vorteile

  • Geringe Mietkosten: Abgesehen vom Grundstück fallen keine Mietkosten an.
  • Flexibilität: Der Abbau und Umzug sind möglich.
  • Einzigartiges Wohnklima: Bei entsprechender Bauausführung bietet die Jurte ein einzigartiges Wohnklima.
  • Gestaltungsmöglichkeiten: Die runde Grundform und Einraumwohnen bieten flexible Gestaltungsmöglichkeiten.
  • Schneller Aufbau: Der Aufbau ist in der Regel schnell und kostengünstig.

Nachteile

  • Bedingte Wintertauglichkeit: Jurten bieten eingeschränkte Wärme- und Geräuschdämmung.
  • Heizenergieaufkommen: Ein hohes Heizenergieaufkommen kann erforderlich sein.
  • Aufwendige Sanitärräume: Die Schaffung von Sanitärräumen kann aufwendig sein.
  • Unsichere Rechtslage: Besonders in strittigen Aufstelllagen kann die Rechtslage unsicher sein.

Bauerlaubnis und Genehmigungen

Die Bauordnungen der Länder definieren Jurten als fliegende Bauten, solange sie unter 75 Quadratmeter Grundfläche (Ausnahme Hessen 100 qm) besitzen und höchsten drei Monate aufgebaut werden. Für die Erstaufstellung braucht die Jurte eine Ausführungsgenehmigung. Werden Größe oder Frist überschritten, treten Einzelfallregelungen in Kraft. Die Landesbauordnungen zielen auf Industriezeltbauten ab, deren Regelungen zur Orientierung dienen können. Bauämter entscheiden über die Bauantragspflicht und deren Inhalte. Je nach Aufstellplatz und Ausstattung können weitere Behörden wie Brandschutz-, Wasser- und Liegenschaftsamt eingeschaltet werden.

Anschaffungskosten

Das deutsche Klima verlangt sowohl bei einer fertig gekauften Jurte als auch beim Eigenbau Anpassungen und Dämmungen für die hiesigen Verhältnisse. Jurtenbausätze werden ab etwa 4.000 Euro angeboten. Modelle mit Sanitärmodul und genehmigungsfähiger Heizung kosten bis etwa 6.000 Euro. Beim Eigenbau steht die Kostenersparnis oft im Hintergrund, da die Anpassungen meist aufwendig sind.

Fazit

Das Leben in einer Jurte bietet eine naturnahe und flexible Wohnalternative, erfordert jedoch sorgfältige Planung und Berücksichtigung baurechtlicher Vorgaben. Die Vor- und Nachteile sollten individuell abgewogen werden, um eine fundierte Entscheidung zu treffen. Mit den richtigen Anpassungen und einer passenden Lebenseinstellung kann das Wohnen in einer Jurte ein einzigartiges und erfüllendes Erlebnis sein.

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