Wohnen auf dem Campingplatz: Erstwohnsitz, Rechte & Tipps

Wohnen auf dem Campingplatz

In Nordrhein-Westfalen leben etwa 25.000 Menschen dauerhaft auf Campingplätzen. Diese alternative Wohnform wird nicht nur während der Sommermonate genutzt, sondern dient als ganzjähriger Wohnsitz. Der folgende Artikel beleuchtet, ob das Wohnen auf einem Campingplatz als Erstwohnsitz legal ist, welche Kosten anfallen und welche Vor- und Nachteile diese Wohnform mit sich bringt.

Warum Menschen auf dem Campingplatz wohnen

Neben dem Wunsch nach Freiheit und Veränderung sind es vor allem finanzielle Gründe, die Menschen dazu bewegen, dauerhaft auf einem Campingplatz zu wohnen. Besonders in Großstädten, wo Wohnungsknappheit und hohe Mietpreise herrschen, stellt das Leben auf einem Campingplatz eine attraktive Alternative dar.

Kosten für das Wohnen auf dem Campingplatz

Stellplatz und Wohnmobil

Dauerhaft auf dem Campingplatz wohnen

Die Kosten für einen Stellplatz auf einem Campingplatz liegen in der Regel zwischen 800 und 1.200 Euro pro Jahr. Ein winterfestes Mobilheim mit einer Wohnfläche von 40 Quadratmetern ist schlüsselfertig ab etwa 40.000 Euro erhältlich. Kleinere Wohnauflieger oder Campingwagen gibt es bereits ab 15.000 Euro.

Monatliche Kosten

Zusätzlich zur einmaligen Anschaffung des Mobilheims oder Wohnwagens fallen folgende monatliche Kosten an:

  • Pacht für den Stellplatz: 65 bis 100 Euro
  • Gebühren pro Person: 80 bis 120 Euro für Erwachsene, etwa 60 Euro für Kinder
  • Stromkosten: Je nach Verbrauch und Anbieter

Insgesamt belaufen sich die monatlichen laufenden Kosten auf etwa 300 bis 400 Euro.

Rechtliche Lage: Ist der Erstwohnsitz auf dem Campingplatz legal?

Erstwohnsitz Campingplatz

Baunutzungsverordnung (BauNVO)

Die Baunutzungsverordnung (BauNVO) regelt die Nutzung von Grundstücken und Gebäuden. In den meisten Bundesländern ist es laut BauNVO verboten, dauerhaft auf einem Campingplatz zu wohnen, da diese Flächen primär der freizeitlichen Erholung dienen. So heißt es beispielsweise in der BauNVO von Nordrhein-Westfalen, dass es nicht statthaft sei, seinen Erstwohnsitz auf einem Freizeitgelände zu errichten.

Toleranz der Kommunen

Trotz der rechtlichen Einschränkungen tolerieren viele Kommunen das Dauercamping stillschweigend. Gründe dafür sind:

  • Wirtschaftliche Bedeutung: Viele Campingplätze sind auf die Einnahmen durch Dauercamper angewiesen.
  • Wohnraummangel: Kommunen können oft nicht genügend bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung stellen und sehen im Dauercamping eine alternative Lösung.
  • Zuschüsse: Kommunen erhalten pro Einwohner Zuschüsse und profitieren daher von einer höheren Einwohnerzahl.

Stichtagsregelung

Einige Gemeinden haben eine sogenannte Stichtagsregelung eingeführt. Diese besagt, dass Bürger, die vor einem bestimmten Datum ihren Erstwohnsitz auf einem Freizeitgelände gemeldet haben, dort dauerhaft wohnen bleiben dürfen. Dieses Anrecht ist jedoch nicht vererbbar oder verkäuflich.

Ausblick auf die Gesetzeslage

Angesichts des zunehmenden Wohnraummangels wird erwartet, dass sich die Politik in Zukunft stärker dem mobilen Wohnen öffnet und die gesetzlichen Rahmenbedingungen anpasst. Viele Experten gehen davon aus, dass die Gesetzeslage in den kommenden Jahren gelockert wird.

Fazit zur rechtlichen Lage

Per Gesetz ist das Dauercamping als Erstwohnsitz in den meisten Bundesländern illegal. In der Praxis wird es jedoch von Staat und Kommunen toleriert. Wichtig ist, dass sich Dauercamper zunächst mit dem Betreiber des Campinggeländes absprechen, da das Dauercampen nicht überall erlaubt ist. Die Zahl der Ganzjahres-Campingplätze steigt stetig, was darauf hinweist, dass diese Wohnform immer populärer wird.

Vor- und Nachteile des dauerhaften Wohnens auf dem Campingplatz

Vorteile

  1. Geringere Kosten: Die monatlichen Kosten sind in der Regel niedriger als die Miete für eine Wohnung in der Stadt.
  2. Naturnähe: Das Leben auf einem Campingplatz bietet eine unmittelbare Nähe zur Natur und oft auch eine ruhigere Umgebung.
  3. Flexibilität: Wohnwagen und Mobilheime sind mobil und können bei Bedarf an einen anderen Standort verlegt werden.
  4. Gemeinschaft: Campingplätze bieten oft eine starke Gemeinschaft und ein soziales Umfeld.

Nachteile

  1. Rechtliche Unsicherheit: Die rechtliche Lage des Dauercampings ist oft unklar und kann je nach Bundesland und Kommune variieren.
  2. Eingeschränkter Komfort: Wohnwagen und Mobilheime bieten weniger Platz und Komfort im Vergleich zu einer festen Wohnung.
  3. Wetterabhängigkeit: Mobilheime und Wohnwagen sind wetteranfälliger und bieten möglicherweise weniger Schutz vor extremen Wetterbedingungen.
  4. Infrastruktur: Die Infrastruktur auf Campingplätzen kann eingeschränkter sein, insbesondere was Internet und andere moderne Annehmlichkeiten betrifft.

Schlussfolgerung

Das dauerhafte Wohnen auf einem Campingplatz stellt eine interessante Alternative zum klassischen Wohnen in einer Wohnung dar. Es bietet finanzielle Vorteile und eine enge Verbundenheit zur Natur, bringt jedoch auch rechtliche und praktische Herausforderungen mit sich. Wer diese Wohnform in Betracht zieht, sollte sich gründlich über die lokalen gesetzlichen Rahmenbedingungen informieren und die Vor- und Nachteile sorgfältig abwägen.

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