Als Kind war vieles leichter: Ein Pappkarton, etwas Fantasie und Farbe – fertig war das Eigenheim. Den Bau der eigenen vier Wände so einfach zu machen wie in der Kindheit, verspricht das Wikkelhouse. Dabei handelt es sich um ein Modulhaus, das größtenteils aus Pappe besteht. Aufbauzeit: 1 Tag, Lebensdauer: 100 Jahre – so zumindest verspricht es der niederländische Erfinder dieses ungewöhnlichen Hauses.
Die Entstehung des Wikkelhouse
Das Wikkelhouse wurde von der niederländischen Firma Fiction Factory entwickelt, die nach vier Jahren intensiver Forschung das innovative Haus auf den Markt brachte. Der Name „Wikkelhouse“ leitet sich vom niederländischen Wort „wikkelen“ ab, was so viel wie „einwickeln“ bedeutet. Der Name ist Programm: Die Bauteile des Ökohauses bestehen aus Ringen, die mit mehreren Schichten Pappe umwickelt werden. Insgesamt 24 Lagen Pappe, verbunden mit einem Naturkleber, sorgen für die notwendige Stabilität.
Konstruktion und Materialien
Stabilität und Wetterfestigkeit
Um das Papphaus wetterfest zu machen, setzt der Hersteller auf eine Verkleidung aus Holz. Alle Bauteile sind vollständig recyclebar, was das Wikkelhouse zu einem besonders nachhaltigen Wohnkonzept macht. Eine eigens entwickelte, innovative Membran namens Miotex schützt das Haus zusätzlich vor Witterungseinflüssen. Diese wasserabweisende und gleichzeitig atmungsaktive Schutzschicht muss alle 30 Jahre erneuert werden. Bei regelmäßiger Wartung verspricht der Anbieter eine Lebensdauer des Hauses von bis zu 100 Jahren.
Modulare Bauweise
Das Wikkelhouse besteht aus einzelnen Modulen, die flexibel kombiniert werden können. Ein Modul ist 1,20 Meter lang und 4,60 Meter breit und bietet eine Wohnfläche von etwa 5 Quadratmetern. Diese Module können beliebig aneinandergereiht werden, um die Wohnfläche nach Bedarf zu vergrößern oder zu verkleinern. So entsteht eine Art „Wohnschlauch“, der sich an individuelle Wohnbedürfnisse anpassen lässt.
Fenster, Türen und Trennwände können nach Belieben in die Konstruktion integriert werden, was eine hohe Flexibilität in der Gestaltung ermöglicht. Der Hersteller verspricht eine Bauzeit von nur einem Tag. Auch ein Umzug gestaltet sich unkompliziert: Da das Papphaus nicht fest mit dem Boden verankert ist, kann es in seine einzelnen Module zerlegt und an einem neuen Standort wieder aufgebaut werden.
Kosten und Wirtschaftlichkeit
Preisgestaltung
Mit einem Preis von 25.000 Euro pro Modul ist das Wikkelhouse alles andere als ein „Pappenstiel“. Ein Modul bietet eine Wohnfläche von 5 Quadratmetern, was einem Quadratmeterpreis von 5.000 Euro entspricht – inklusive Aufbau und Transport. Diese hohen Kosten könnten ein Hindernis für die breite Markteinführung des Wikkelhouse sein. Dennoch bietet das Konzept ein interessantes und nachhaltiges Bauprojekt, das aufgrund seiner Innovation bereits mehrere Preise gewonnen hat.
Zukunftsperspektiven und Nachhaltigkeit
Obwohl das Wikkelhouse derzeit aufgrund der hohen Kosten noch nicht in Serie produziert wird, bietet es ein vielversprechendes Konzept für nachhaltiges Wohnen. Die Verwendung von recyclebaren Materialien, die modulare Bauweise und die Flexibilität bei Standortwechseln machen das Wikkelhouse zu einer interessanten Alternative zu konventionellen Bauweisen.
Potenzial für die Bauindustrie
Die Innovationen des Wikkelhouse könnten in Zukunft auch in anderen Bauprojekten Anwendung finden. Besonders in einer Zeit, in der Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit immer wichtiger werden, bieten Konzepte wie das Wikkelhouse spannende Perspektiven für die Bauindustrie. Auch wenn es noch dauern könnte, bis das Papphaus in größerem Maßstab produziert wird, könnte es den Weg für neue, umweltfreundliche Baumaterialien und -methoden ebnen.
Fazit
Das Wikkelhouse ist ein faszinierendes Beispiel dafür, wie nachhaltiges Bauen aussehen kann. Mit seiner modularen Bauweise, der Verwendung von Pappe als Hauptmaterial und der schnellen Aufbauzeit stellt es eine innovative Lösung für modernes Wohnen dar. Trotz der aktuellen Kostenbarriere zeigt das Wikkelhouse, wie kreative Ideen die Zukunft des Bauens prägen können. Es bleibt abzuwarten, ob sich das Konzept in der breiten Masse durchsetzen wird – doch schon jetzt hat es das Potenzial, die Art und Weise, wie wir über Wohnraum nachdenken, nachhaltig zu verändern.