Ganze 65 Millionen Seecontainer befinden sich weltweit im Umlauf. Jedes Jahr scheiden davon etwa 5 bis 6 Prozent aus dem aktiven Frachtverkehr aus. Das entspricht einer Zahl zwischen 3 und 4 Millionen Containern jährlich. Ein beachtliches Potenzial, das in jüngster Zeit immer häufiger als Basis für kreative Wohnprojekte genutzt wird.
Im Frachtbetrieb kommen Seecontainer auf eine Lebensdauer von 10 bis 12 Jahren, bevor sie ausrangiert werden. Meist fristen sie dann ein Dasein als Lagercontainer für Baumaterial oder Maschinen. Mit der steigenden Verbreitung des modularen Bauens geraten Seecontainer in den letzten Jahren dabei auch zunehmend in den Fokus für innovative Bauprojekte. Damit reihen sie sich in einen Nachhaltigkeitstrend ein, der gemeinhin auch als Upcycling Bezeichnung findet.
Anders als beim Recycling werden beim Upcycling vorhandene Materialien nicht in ihre Grundstoffe zerlegt, sondern auf kreative Weise wiederverwertet. Dabei wird aus alten Produkten und Materialien nicht nur etwas Neues geschaffen, sondern es handelt sich um eine Umgestaltung des Bestehenden zu etwas Höherwertigem. Genau das ist der Fall, wenn Wohnvisionäre aus ausrangierten Lagercontainern ein vollwertiges Wohngebäude errichten.
Aus Alt mach Wow: Vom Container zum Wohnhaus

Um den Transport zu erleichtern, haben sich Marktteilnehmer weltweit auf eine ISO-Norm für Container geeinigt. Zu den Standardmaßen zählen 20-Fuß- und 40-Fuß-Container. Darüber hinaus gibt es verschiedene Sondermaße wie 8-Fuß- und 10-Fuß-Container. Eine umfassende Auswahl an Containern mit verschiedenen Maßen lässt sich hier finden. Diese bilden die Grundlage für den Grundriss eines Containerhauses. Dabei lassen sich durchaus auch Zwischenwände entfernen, um so die Fläche einzelner Räume zu vergrößern.
Bevor sich die einzelnen Containermodule als Bauelemente nutzen lassen, müssen sie zunächst behandelt werden. Dazu zählen die Reinigung, das Entfernen von Beschichtungen wie Rostschutz und das Einbauen von Fenstern und Türen. Gerade bei Wohncontainern mit mehreren Etagen ist es zudem erforderlich, die Wände und Dächer der Container zu verstärken.
Ein weiterer wichtiger Punkt beim Ausbau von Seecontainern zum Wohn- oder Bürogebäude ist die Dämmung. Meist kommen hier PU-Schaum, Holzfaserplatten oder Steinwolle zum Einsatz. Die Innenverkleidung erfolgt mittels Holz, Gipskarton oder OSB.
Benötigen Containerhäuser eine Baugenehmigung?

Die kurze Antwort lautet: Ja, auch ein Haus aus Seecontainern erfordert eine Baugenehmigung. Da sie hierzulande noch zu den Exoten unter den Wohngebäuden zählen, gestaltet sich der Genehmigungsprozess oft langwieriger als bei klassischen Wohnhäusern. So gibt es in vielen Gemeinden Vorgaben zur Dachform, Fassade oder Optik eines Gebäudes. Containergebäude wirken dabei oft zu industriell. Durch Verkleidungen, Dachaufsätze und Fassadenbegrünungen lässt sich hier jedoch entgegenwirken. Entsprechend gestaltete Containergebäude lassen sich kaum von einem klassischen Bungalow unterscheiden.
Um die Chancen auf eine Baugenehmigung zu erhöhen, macht es Sinn, bereits frühzeitig einen Experten mit in den Planungsprozess einzubeziehen. In Deutschland gibt es mittlerweile verschiedene Firmen, die sich auf die Planung und Umsetzung von Containergebäuden spezialisiert haben. Diese unterstützen ihre Kunden meist auch bei der Baugenehmigung.
Nachdem ein Grundstück gefunden und das Containerhaus geplant wurde, gilt es zunächst, einen Bauantrag bei der zuständigen Behörde einzureichen. Dieser umfasst Bauzeichnungen (Grundriss, Schnitte, Ansichten), den Lageplan, eine Beschreibung (Nutzung, Bauweise, Statik) sowie einen Brandschutz- und Wärmeschutznachweis.
Modulares Bauen als Schlüsseltechnologie
Die Baubranche ist weltweit einer der größten Verursacher von CO₂-Emissionen. Ursächlich dafür sind sowohl die Herstellung von Baustoffen als auch die Bauprozesse selbst. Modulares Bauen im Allgemeinen und Containerbau im Speziellen sind dabei moderne Bauformen, die eine Antwort auf aktuelle Herausforderungen der Baubranche liefern.
Bereits vorgefertigte Module verkürzen die Bauzeit und sparen Prozessaufwand auf der Baustelle. Im Fall von Containergebäuden müssen Bauelemente nicht erst gefertigt werden, sondern sind in weiten Teilen bereits vorhanden. Das spart nicht nur Kosten und Zeit, sondern schont auch Ressourcen.
Ein weiterer Vorteil ist die Flexibilität des modularen Bauens. Module lassen sich erweitern, umnutzen, versetzen und so flexibel an sich ändernde Bedürfnisse anpassen. Auch ein Rückbau ist möglich, was es im Sinne einer Kreislaufwirtschaft erlaubt, Wohnmodule auch an anderer Stelle weiter zu nutzen.